Vier Welten der Kommunikation

Vier Welten der Kommunikation

Das Projektteam sitzt im wöchentlichen Projektmeeting und klärt den Stand des Softwareeinführungsprojekts. Stefanie Brandt, Projektleiterin für das CRM-Modul, gibt gerade einen Überblick über die Workshops, die in der vergangenen Woche beim Kunden stattgefunden haben. Lauter Details hat sie in ihrer Präsentation aufgelistet. Begeistert berichtet sie mit vielen Beispielen für Verbesserungen und Prozessänderungen über die Ergebnisse.

ProjektkommunikationIhr Kollege Martin Keller ist genervt und fordert sie auf, jetzt mal endlich auf den Punkt zu kommen. Wie viele Änderungen an der Software sind notwendig? Wo muss etwas geändert werden? Sind schon alle Änderungen im Ticketsystem gepflegt? Wie ist der Stand der Anforderungsaufnahme? Und vor allem: Wie hoch ist das Budget, das freigezeichnet wurde? Wie ist es mit dem Termin, wann ist was geplant?
Stefanie ist überrascht und irritiert, sie hat doch gerade alles berichtet. Aber der Kollege ist abgehängt.

Wir erleben hier eine Gesprächssituation, in der offensichtlich beide Kollegen aneinander vorbeigeredet haben. Im günstigsten Falle fasst Stefanie Brandt ihren Teil noch einmal kurz zusammen oder verteilt am Ende ihre Charts. Im ungünstigsten Fall entsteht ein Streit über die Art und Weise, wie im Meeting präsentiert werden soll, und das Projektmeeting endet in dem Gefühl, man sei nicht weiter gekommen.

In der Kommunikation erklären wir uns gegenseitig unsere Welten

Gegenseitig die Welt erklärenDie Grundlage von Kommunikation ist, dass sich zwei Menschen gegenseitig Einblick gewähren in ihre Welten. Da es keine Objektivität gibt, können wir nur durch gegenseitigen Austausch voneinander erfahren. Kommunikation heißt also:
„Ich gewähre dir Einblick in meine subjektive Welt – du gewährst mir Einblick in deine subjektive Welt.“

Da unsere innere Welt aus unterschiedlichen Bereichen besteht und wir in der Regel nicht wissen, welcher Bereich bei unserem Gegenüber besonders ausgeprägt und entwickelt ist, empfiehlt es sich, im Zweifel alle Welten anzusprechen.

 

 

Die Welt des logischen Denkens

Ihre Domäne ist die linke Gehirnhälfte. Das analytische Denken ist dort beheimatet, Zahlen, Daten und Fakten. Aussagen und deren Begründungen finden dort ebenso ihren Platz.

Die Welt der Bilder und des bildhaften Denkens

Diese Welt findet man in der rechten Hirnhälfte. Beispiele, Bilder, Symbole und Geschichten gehören in diese Welt.

Die Welt der Gefühle und Empfindungen

Gefühle und Empfindungen haben ihre Heimat in Körperorganen und Körperteilen. Am ehesten lässt sich diese Welt in sprachlichen Wendungen aufspüren wie „an die Nieren gehen“, „auf den Magen schlagen“, „nicht aus seiner Haut können“, „ sich einen Kopf machen“, „sich ein Loch in den Bauch freuen“ oder „etwas im Blut haben“.

Die Welt der Handlungen und die Außenwelt

Aufforderungen zum Handeln, Entwürfe für die Zukunft, Erwartungen und Wünsche, die an die Umwelt herangetragen werden, sind Kennzeichen dieser Welt.

Ganzheitliche Kommunikation in 4 Welten

 

 

 

 

 

 

 

Jeder Mensch hat seine Vorlieben und seine Welt, die ihm nahe und vertraut ist. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen könnte man die Reaktionen auf die Ausführungen der Projektleiterin in unserem Eingangsbeispiel unterschiedlichen Welten zuordnen. Dies zeigt die folgende Übersicht.

Person Typische Sätze Welt
Kollege A „Nun komm mal auf den Punkt. Wo sind denn die Tickets im System und die Termine dazu?“ Logisches Denken
Kollege B „Jetzt habe ich ein Bild von der Situation vor Ort. Das ist ja ein wahres Knäuel von Anforderungen.“ Bilder und bildhaftes Denkens
Kollege C „Mir wird ganz wirr im Kopf, wenn ich das höre. Ich würde mich verloren fühlen, wenn ich diese Workshops hätte leiten müssen.“ Gefühle und Empfindungen
Kollege D „Und was folgt jetzt daraus? Wir müssen uns zukünftig überlegen, wie wir Workshops beim Kunden anders aufbauen können.“ Handlungen, Außenwelt

Gute und gelungene Kommunikation zeichnet sich dadurch aus, dass alle vier Welten in der Kommunikation berücksichtigt werden. So kann sich jeder Gesprächsteilnehmer das für ihn Passende abholen, einen Punkt finden, an dem er andocken kann. Ganzheitliche Kommunikation besteht, so verstanden, also im Hinhalten von vier Ködern, von denen einer sicherlich dem Gegenüber besser schmeckt als alle anderen.

Verbessern Sie Ihre Fähigkeiten zur ganzheitlichen Kommunikation und probieren Sie unsere Übung.

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